- Österreich liegt mit 11,8 Litern reinen Alkohols pro Person (ab 15J) deutlich über EU 15 Schnitt von 9 Litern pro Kopf pro Jahr und somit im Spitzenfeld. Vor uns platziert sich nur Litauen, mit einem Pro-Kopf-Konsum von 12,3 Litern. In der Türkei wird mit 1,4 Litern am wenigsten konsumiert (OECD 2019: Health at a Glance 2019).
- Österreich erreicht nach Tschechien Rang 2 für 104 l Bierkonsum pro Kopf. Quelle
- Jede/r Sechste österreichische Jugendliche, die/der berichtete die letzten 12 Monate Alkohol konsumiert zu haben, gab Unfälle oder Verletzungen unter Alkoholkonsum an. Etwa jede/r Zehnte, die/der für die letzten 12 Monate Alkoholkonsum angab, berichtete von Raufereien, Geschlechtsverkehr ohne Kondom oder Lenken eines Mopeds bzw. anderen Kraftfahrzeugs unter Alkoholeinflusses. Quelle
- Knapp 40% der 17-jährigen Burschen und ca. 1/3 der 17-jährigen Mädchen geben an, mindestens wöchentlich Alkohol zu trinken. Quelle
- Jugendliche sind den problematischen Alkoholkonsum betreffend nicht die Hauptproblemgruppe, denn die meisten ProblemkonsumentInnen findet man unter den 50- bis 59-jährigen. Quelle
- Es gibt in Zusammenhang mit Alkohol einen Anstieg abstinenter Jugendlicher und einen Rückgang der durchschnittlichen Trinkmenge. Burschen gaben 2015 durchschnittlich deutlich weniger Alkoholkonsum an als 2003, während der Durchschnittskonsum bei Mädchen nicht rückläufig zu sein scheint, aber nach wie vor geringer ist als jener von Burschen (Angleichung der Geschlechter). Quelle (S. 58+59)
- Laut OECD Health at a Glance 2019 liegen die drei Hauptrisikofaktoren für Tod und Erkrankung in der Europäischen Union bei Alkohol, Tabak und Übergewicht. Rund 25 % aller Todesfälle bei jungen Männern zwischen 15 und 29 Jahren stehen mit Alkoholkonsum in Zusammenhang.
- Weltweit betrachtet ist die europäische Bevölkerung jene mit dem höchsten Alkoholkonsum pro Kopf (Europäische Kommission 2010). Quelle
Alkohol begünstigt die Entstehung von Bluthochdruck. Dadurch steigt das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Einige Krebserkrankungen werden durch übermäßigen Alkoholkonsum mitverursacht, wie beispielsweise Speiseröhrenkrebs, Magen- und Darmkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Leberkrebs.
Neben einer Schädigung des Nervensystems geht regelmäßiges stärkeres Trinken mit einer Störung der Sexualfunktion einher.
(Quelle: Bundesministerium für Gesundheit. Ausgabe 2015. Der ganz normale Alkoholkonsum.)
Die Harmlosigkeitsgrenze bezieht sich auf die Alkoholmenge, bis zu der relativ unbedenklich Alkohol konsumiert werden kann, vorausgesetzt man ist gesund!
Für gesunde Erwachsene wird empfohlen, die Grenzwerte nicht zu überschreiten und mindestens zwei alkoholfreie Tage pro Woche einzuhalten.
Ältere Menschen reagieren aus unterschiedlichen Gründen empfindlicher auf Alkohol und sollten dementsprechend geringere Mengen konsumieren.
Alkohol bringt keine gesundheitlichen Vorteile. Je mehr man trinkt, desto schädlicher ist er.
Die folgende Grafik zeigt, ab wann die Gefährdungsgrenze beginnt – die Mengen sind für Frauen und Männer unterschiedlich. Langjähriger und exzessiver Alkoholkonsum bewirkt ein erhebliches Krankheitsrisiko.
Weitere Warnsignale können sein:
Hier erfahren Sie 13 weitere Anzeichen für zu hohen Alkoholkonsum
- Ohne Alkohol fällt es Ihnen schwerer, Spaß zu haben oder sich zu entspannen.
- Sie konsumieren regelmäßig mehr als 14 Alkoholeinheiten pro Woche. Das sind eineinhalb Flaschen Wein mit niedrigem Alkoholgehalt (elf Volumenprozent), eine Dreiviertel-Flasche Wein mit hohem Alkoholgehalt (14 Volumenprozent) oder sechs bis acht Dosen Bier (abhängig vom jeweiligen Alkoholgehalt).
- Sie fragen sich, wo Sie den nächsten Drink herbekommen könnten und machen Unternehmungen mit Freunden, der Familie oder mit Arbeitskollegen davon abhängig, ob Sie dabei Alkohol trinken können.
- Sie trinken aus Gewohnheit und wenn Sie einmal angefangen haben, können Sie nur schwer aufhören.
- Wenn Sie nach einer durchzechten Nacht aufwachen, möchten Sie am liebsten gleich weiter trinken.
- Sie wachen regelmäßig mit Filmrissen auf, weil Sie sich am Abend zuvor maßlos betrunken haben.
- Ihr Alkoholkonsum löst Ängste, alkoholbedingte Depressionen und Selbstmordgedanken in Ihnen aus.
- Sie leiden unter körperlichen Entzugssymptomen wie Schwitzen, Zittern oder Übelkeit und Sie können diese Symptome nur durch den Konsum von Alkohol abstellen.
- Einige Ihrer Angehörigen haben bereits Bedenken zu Ihrem Alkoholkonsum geäußert.
- Sie erzählen Ihren Angehörigen nicht, wie viel Sie wirklich trinken.
- Sie gehen Risiken ein - und fahren beispielsweise betrunken oder leicht angetrunken Auto.
- Sie trinken in der Mittagspause Alkohol und arbeiten danach weiter.
- Sie versuchen, Ihre Alkoholfahne durch Kaugummi oder Mundsprays zu verbergen.
Das können Sie tun, wenn einige dieser Anzeichen auf Sie zutreffen:
Wenn Sie selbst oder jemand in Ihrem Umfeld zu viel Alkohol trinkt, zögern Sie nicht professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und reden Sie darüber: mit einer Person Ihres Vertrauens, einem Arzt oder einer Ärztin oder einer unserer zahlreichen Hilfseinrichtungen und Beratungsstellen in der Steiermark.
Es gibt Situationen und Tätigkeiten, in denen man völlig auf Alkohol verzichten sollte, da man sich und andere Menschen gefährden würde.
- im Straßenverkehr,
- bei der Arbeit
- bei Medikamenteneinnahme
- in der Schwangerschaft
Schwangere Frauen sollten in der Schwangerschaft keinen Alkohol trinken, um das Ungeborene nicht zu gefährden. Stärkerer Alkoholkonsum während der Schwangerschaft bewirkt in vielen Fällen schwerwiegende Schädigungen beim Ungeborenen (fötales Alkoholsyndrom = FAS bzw. fetale Alkoholeffekte = FAE).
Bei chronischem Alkoholismus kommt es zu Wesens- und Leistungsveränderungen wie Störungen des Altgedächtnisses und der Merkfähigkeit, Herabsetzung der Aufmerksamkeit, gesteigerte Ermüdbarkeit, Abnahme der Urteils- und Kritikfähigkeit, gesenkte Konzentrationsleistung, gesteigerte Beeinflussbarkeit, Verlust von Interessen, Unzuverlässigkeit, Affektlabilität, Stimmungsschwankungen (Handbuch Alkohol – Österreich. Zahlen. Daten. Fakten. Trends. 2009).
Die Schädigung von Gehirn und Nerven durch langfristigen hohen Alkoholkonsum beeinflusst zudem die Psyche. Verschiedene Auswirkungen zeigen sich, z.B. starke Stimmungsschwankungen, Angstzustände, Depression und/oder Persönlichkeitsveränderungen. Auch Alkoholhalluzinose (akustische und optische Halluzinationen aufgrund der eingeschränkten Gehirnfunktion durch Alkohol) und Eifersuchtswahn können auftreten (Quelle).
Alkoholabhängigkeit hat nicht nur schwerwiegende Folgen für die Betroffenen, sondern auch für deren Familien, Partnerinnen/Partner und Kinder. Sie leiden meist stark unter der Situation, da oftmals ein Zusammenhang zwischen Gewalt und Alkoholkonsum besteht. Außerdem kann es zu Schwierigkeiten am Arbeitsplatz sowie zu Unfällen, z.B. im Straßenverkehr oder im Haushalt, kommen. Das soziale Leben der Betroffenen ist erheblich beeinträchtigt. Auch Dritte können betroffen sein (Isolation der Familie, Freundeskreis wendet sich ab)
Im Hochkonsumland Österreich ist es wirklich schwierig den Alkoholkonsum ein zu schränken. Einen Grund Alkohol zu trinken, gibt es beinahe immer, umso wichtiger ist es den bewussten und maßvollen Umgang mit Alkohol zu fördern. Es geht um einen kompetenten und genussvollen gesellschaftlichen wie individuellen Umgang mit Alkohol.
Die Entstehung einer Abhängigkeit stellt eine schleichende, individuell verlaufende Entwicklung dar. Viele Alkoholabhängige können sich nicht erklären, warum sie eigentlich jahrelang Alkohol getrunken haben. Lediglich eine relativ kleine Gruppe, die sog. „Konflikttrinker“, kann klar angeben, welche Wirkung sie durch das Trinken von Alkohol angestrebt hat. Die Mehrheit der Betroffenen kann dagegen mit der Frage, wozu oder warum sie in bestimmten Situationen immer wieder zu Alkohol gegriffen haben, nichts anfangen.
Standardsätze:
- „Ich habe den Alkohol halt gebraucht“
- „Ich habe einfach aus Gewohnheit getrunken“
- „Es hat mir eben geschmeckt“
In unserer Gesellschaft gibt es eine Vielzahl von sozialen Situationen, in denen das Trinken von Alkohol derart verbreitet ist, dass der Einzelne sich seiner persönlichen Trinkmotive kaum noch bewusst ist. Die individuelle Wirkung des Alkohols ist somit durch den sozialen Trinkanlass weitgehend verdeckt bzw. „maskiert“. Bereits die Einnahme kleiner Mengen Alkohols beeinträchtigt die Fähigkeit zur Selbstbeobachtung. Der Betroffene merkt dadurch nicht mehr, dass sich sein Denken, Fühlen und Verhalten unter Alkoholeinwirkung erheblich verändern. Vielen Betroffenen ist es äußerst peinlich zuzugeben, dass sie Alkohol vor allem wegen seiner angenehmen Wirkung in ganz bestimmten Situationen zu sich genommen haben, weil sie das als ein Zeichen von Schwäche ansehen.
Jahrelang haben sie in ihrem (hohen) Konsum von Alkohol lediglich eine harmlose Angewohnheit gesehen und dabei nicht bemerkt, dass sich hieraus mit der Zeit eine Abhängigkeit entwickelt hat. Viele Abhängige sträuben sich mit einer für Außenstehende oftmals unbegreiflichen Hartnäckigkeit, sich selbst einzugestehen, dass sie ein Suchtproblem haben. Sie fühlen sich in ihrem Selbstwertgefühl derart bedroht, dass sie solange nur irgend möglich die Augen vor der Tatsache ihrer Abhängigkeit verschließen. Durch immer geschicktere sog. „Abwehrmechanismen“ versuchen viele Betroffene stattdessen, sich selbst und ihre Umwelt weiter von der Harmlosigkeit ihres Alkoholkonsums zu überzeugen.
(Quelle: Lindenmeyer, 2016: Lieber schlau als blau. 9., überarbeitete Auflage. Beltz Verlag.)
Laut WHO besteht eine behandlungsbedürftige Alkoholsucht, wenn mindestens drei der folgenden sechs Kriterien in den vergangenen zwölf Monaten erfüllt worden sind:
- Craving - ein starkes Verlangen Alkohol zu trinken
- Kontrollverlust über den Alkoholkonsum bezüglich Beginn oder Menge
- Toleranzentwicklung gegenüber der Alkoholwirkung
- Einengung auf das Alkohol-Trinken und dadurch Vernachlässigung anderer Interessen
- Anhaltender Alkoholkonsum trotz eindeutiger schädlicher Folgen (gesundheitlich, psychisch oder sozial)
- Körperliche Entzugssyndrome bei Reduzierung der Alkoholmenge oder Abstinenz
- Im Querschnitt sind bis zu 5% der österreichischen Bevölkerung ab dem 15. Lebensjahr alkoholabhängig, weitere 12% konsumieren Alkohol in riskanter Weise. Männer sind mehr als doppelt so oft betroffen wie Frauen – 14% der Männer und 6% der Frauen erkranken im Laufe ihres Lebens an Alkoholismus. Quelle 1 (S.161) & Quelle 2
- Jeder zehnte Todesfall betrifft eine/n „Alkoholiker/in“. Quelle
- Österreich liegt gemessen am allgemeinen Alkoholkonsum weit über den WHO-Richtlinien für eine alkoholgesunde Gesellschaft und zählt im internationalen Vergleich zu den Ländern mit den höchsten Konsumraten (OECD, Health at a Glance, 2019).
Steiermark
- In der Steiermark sind etwa 52.000 Menschen alkoholabhängig und weitere 125.000 SteirerInnen zeigen ein problematisches Konsumverhalten.
(Quelle: Amt der Steiermärkischen Landesregierung (2011): Die Neue Steirische Suchtpolitik.)
Eine ökonomische Analyse des Institutes für höhere Studien kommt zu folgenden Ergebnissen im Überblick:
Die Alkoholkrankheit verursachte im Jahr 2011 Kosten von EUR 374 Mio. alleine an direkten medizinischen Kosten. Das sind 1,4% aller Kosten im Gesundheitswesen. Rechnet man die medizinischen Kosten einer Bevölkerung des Jahres 2011, die durch Alkohol in Zukunft anfallen, mit, so entstehen (zu heutigem Wert) Kosten von EUR 1.518 Mio.
Den Krankenkassen entstehen zusätzlich EUR 6,62 Mio. an Krankengeldzahlungen. Das sind 1,2% aller Krankengeldzahlungen. Die zukünftigen Krankengeldzahlungen zu heutigen Werten sind EUR 139 Mio.
Hinzu kommen Pflegegeldzahlungen von EUR 8 Mio., das sind 0,34% der Pflegegeldzahlungen. Insgesamt sind das zukünftig EUR 309 Mio.
Bei den Invaliditätspensionen fallen netto zusätzlich EUR 23,5 Mio. oder 0,59% aller Invaliditätspensionen an. An zukünftigen Invaliditätspensionen fallen EUR 1.617 Mio. zu heutigen Werten an.
Bei den Alterspensionen ergibt sich ein Saldo von EUR -3,7 Mio, das sind -0,01% der Alterspensionen. Zu heutigen Werten sind das aus der Zukunft insgesamt EUR -1.389 Mio.
Produktivitätsausfall: Aufgrund von Fehlzeiten, früherer Pensionierung und Sterblichkeit ist die Produktivität der österreichischen Wirtschaft deutlich beeinträchtigt. Im Jahr 2011 entstanden EUR 441,7 Mio. (0,15% vom BIP) an Schaden aus ungenutztem Arbeitspotenzial. Über die Zeit ergibt dies EUR 17.880 Mio. zu heutigen Werten.
Gesamtsaldo: Die Kosten überwiegen den „Nutzen“ um EUR 737,9 Mio. oder 0,25% des BIP. Der Saldo aus zukünftigen Jahren zu heutigen Werten beträgt EUR 17.692 Mio.
Die Kosten des übermäßigen Alkoholkonsums überwiegen den Nutzen somit bei weitem.