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Zu jeder Zeit man selber sein: Ein Gespräch mit Celina Dohr

19. November 2025

Celina Dohr ist Landesgeschäftsführerin bei Frau in der Wirtschaft Steiermark. Sie trinkt seit einem Jahr keinen Alkohol mehr, um ihre Gesundheit in den Fokus zu rücken. In unserer Rubrik „Sober Stories“ stellen wir regelmäßig Menschen vor, die sich für ein alkoholfreies Leben entschieden haben.

Warum haben Sie den Entschluss gefasst, keinen Alkohol mehr zu trinken?

Vor 1,5 Jahren habe ich angefangen, mich stärker mit meiner Gesundheit auseinanderzusetzen – und mit Ernährung und Dingen, die ich mir bewusst zuführe. Für mich macht es keinen Sinn, bewusst auf meine Ernährung zu achten, mich aber gleichzeitig mit Alkohol zu vergiften. Ich habe meinen Körper besser kennen gelernt und gemerkt, dass Alkohol mir einfach nicht guttut. Ich mag auch das Gefühl nicht mehr, betrunken oder „beschwipst“ zu sein. Ich will einfach „ganz da“ sein.

Für welche Alternativen entscheiden Sie sich, wenn Sie abends in eine Bar gehen?

Ich trinke am liebsten Cola Zero oder ein Soda Zitrone. Auch einen gespritzten Holundersaft mag ich gerne. Wenn ich anstoße, frage ich, ob ich mein Getränk im Weinglas haben kann. Das funktioniert ganz gut, wenn man „Teil davon“ sein will.

Womit stoßen Sie zu Silvester an? Oder bei feierlichen Anlässen?

Es gibt wirklich genießbare Sektalternativen. Aber auch einfach mit Saft oder etwas anderem Alkoholfreien. Mir geht es beim Anstoßen um die Personen und das gemeinsame Feiern, nicht um den Alkohol und dessen anlassbezogene Legitimierung.

Wie reagieren andere Menschen darauf, dass Sie nicht trinken?

Mein näheres Umfeld hat das akzeptiert – da gibt es keine Diskussionen.

Von Menschen, die mich nicht kennen, bin ich allerdings regelmäßig gefragt worden, ob ich schwanger bin. Das ist anscheinend der einzig akzeptierte Grund, nicht zu trinken. Andere Menschen fühlen sich durch meine Lebensentscheidung angegriffen und aufgefordert, mich zu überzeugen, warum diese Entscheidung falsch ist.

Wie hat sich der Verzicht auf Alkohol nach einem Jahr auf Ihr Leben und auf Ihren Körper ausgewirkt?

Ich bin auf Feiern nicht so schnell müde und bekomme deutlich mehr mit. Ich habe am nächsten Tag keinen Hangover und verliere dadurch keine Tage mehr. Gesundheitlich habe ich den größten Unterschied bei meiner Darmgesundheit gemerkt.

Wie schätzen Sie den Umgang mit Alkohol in Österreich ein?

Mir ist erst durch meine Abstinenz aufgefallen, wie gesellschaftsrelevant und -fähig Alkohol bei uns ist. Das Glas Bier oder Wein zum Essen ist normal und wird teilweise sogar als „gesund“ deklariert. Ich verstehe nicht, warum Alkohol nicht wie jede andere Droge behandelt wird.

Ich verstehe, dass Wein und Bier Teil der österreichischen Kultur sind. Es braucht aber ein stärkeres Bewusstsein für die Negativauswirkungen. Ich glaube aber auch, dass viele ganz genau wissen, dass es nicht gesund ist, aber nicht darauf verzichten, weil oft Genuss über Gesundheit steht.

Fällt es Ihnen leicht, in Österreich alkoholfrei zu leben?

Jein. Im privaten Umfeld fällt es mir nicht schwer, weil mich niemand nötigt und man auch nicht das Gefühl bekommt, man würde nicht dazugehören.

Im beruflichen Kontext ist das schon schwieriger, wenn man beispielsweise auf Events ist. Grundsätzlich muss man sich immer erklären. Die Menschen brauchen immer ein „Warum“ – das ist manchmal ermüdend. Niemand wird gefragt, warum er nicht raucht oder Drogen nimmt. An Tage, wo ich mich damit nicht auseinandersetzen will, habe ich ein „Alibi-Glas“ in der Hand, aus dem ich einfach nicht trinke.

Wie beurteilen Sie die Initiative “Weniger Alkohol – Mehr vom Leben”?

Bewusstseinsbildung ist essenziell. Aber aus meiner Sicht ist es wichtig, zu verstehen, dass Alkohol gefährlich sein kann und bewusst konsumiert werden sollte.

Was möchten Sie skeptischen Personen gerne mitgeben?

Keinen Alkohol zu trinken ist eine Entscheidung, die man für sich und seine Gesundheit trifft. Das ist nichts, was von außen beeinflusst werden kann. Deshalb werde ich auch nie jemanden dazu drängen, nichts mehr zu trinken.

Ich kann nur von mir sprechen – und ich habe es bisher keinen Tag bereut. Wenn man nüchtern ist und alle um einen herum betrunken sind, dann merkt man erst, welchen massiven Einfluss Alkohol auf die Persönlichkeit und Handlungsbereitschaft von Menschen hat.

Ich habe für mich entschieden, dass ich zu jeder Zeit „Ich“ sein möchte. Ich will mir keinen Mut antrinken müssen, sondern einfach mutig sein. Ich brauche mich nicht „lustig trinken“, sondern habe auch so meinen Spaß. Ich will keinen Tag mehr mit Kopfschmerzen und Hangover verschlafen, sondern will meine Zeit produktiv und gesund nutzen.

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