Weniger Alkohol ist gut für das Miteinander

Gesundheitliche Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum

Die meisten Menschen wissen, dass Alkohol der Leber schaden kann. Doch viele unterschätzen die Gefahren von regelmäßigem Konsum enorm. Denn der Schritt vom Genuss zum Muss ist nur ein kleiner. Das zeigt auch die Statistik: derzeit sind über 50.000 Steirer alkoholabhängig, weitere 125.000 sind gefährdet und zeigen ein sogenanntes „problematisches Konsumverhalten“.

Stärkerer Alkoholkonsum lässt die Wahrscheinlichkeit von Herzinfarkten deutlich steigen, und steigert das Krebsrisiko enorm. Alkohol ist an der Entstehung von Krebs mitbeteiligt. So konnte bei einer Reihe von Krebserkrankungen, insbesondere bei Karzinomen der Speiseröhre, des Magen- und Darmtraktes, der Bauchspeicheldrüse, der weiblichen Brust und der Leber, Alkohol als Mitverursacher für deren Entwicklung erkannt werden.

Weiters schädigt regelmäßiges stärkeres Trinken das Nervensystem. Es beeinflusst auch die Sexualfunktion. Bei Männern kann es zu Potenzstörungen kommen, bei Frauen zu Zyklusstörungen und zu Störungen des Sexualtriebes.

Mit erhöhtem Alkoholkonsum entstehen auch soziale Probleme 

Vor allem die sozialen Auswirkungen, machen den Alkohol so problematisch. Die Warnzeichen sind dabei oft nicht sofort als solche erkennbar: Es kommt zu Wesens- und Leistungsveränderungen, geringerer Aufmerksamkeit, erhöhter Ermüdung oder Verringerung der Urteils- und Kritikfähigkeit – sowie dem Verlust von Interessen, massive Stimmungsschwankungen, Angstzustände, Depression und/oder Persönlichkeitsveränderungen.

Das hat sowohl familiäre Auswirkungen, als auch berufliche. Vor allem Kinder leiden besonders stark darunter, wenn ein Familienmitglied zu viel trinkt. Fast jedes vierte Kind in Österreich lebt in einem Haushalt mit einem alkoholabhängigen oder missbrauchenden Familienmitglied. Und oft beeinflusst das ihr gesamtes weiteres Leben – denn ihr Familienalltag ist geprägt von Unsicherheit, Zweifel, Angst und immer wieder auch Gewalt.

Wer öfter auf Alkohol verzichtet tut damit nicht nur seinem Körper etwas Gutes, sondern verringert das Risiko durch den übermäßigen Alkoholkonsum sein soziales Umfeld zu belasten. Schöne Momente können bewusst genoßen werden – egal ob Zeit mit der Familie, beim Sport, in der Natur oder mit Freunden.

 

Volkswirtschaftliche Folgen von Alkohol

Die Alkoholkrankheit verursachte im Jahr 2011 Kosten von EUR 374 Mio. alleine an direkten medizinischen Kosten. Das sind 1,4% aller Kosten im Gesundheitswesen. Rechnet man die medizinischen Kosten einer Bevölkerung des Jahres 2011, die durch Alkohol in Zukunft anfallen, mit, so entstehen (zu heutigem Wert) Kosten von EUR 1.518 Mio.

Dazu kommen Kosten für Krankenkassen, Pflegegeldzahlungen, Invaliditätspensionen, Witwenpesnionen, der Produktivitätsausfall am Arbeitsplatz uvm. Die Studie von Czypionka (2013) zeigt, den Gesamtsaldo: Die Kosten von Alkoholkonsum überwiegen den „Nutzen“ um EUR 737,9 Mio. oder 0,25% des BIP. Der Saldo aus zukünftigen Jahren zu heutigen Werten beträgt EUR 17.692 Mio.

 

 

 

Die 7 größten Mythen über Alkohol

Immer wieder hört man dieselben Aussagen rund um Alkohol: Schnaps kurbelt die Verdauung an. Alkohol verdunstet beim Kochen. Doch was ist dran an den weitverbreiteten Informationen? Wir haben die größten Mythen rund um Alkohol mal genauer unter die Lupe genommen.

Mythos 1

Schnaps kurbelt die Verdauung an.

Ein deftiges Essen bietet immer auch den Anlass für einen Schnaps. Dieser fördert schließlich die Verdauung, sagt man. Doch dieser Mythos stimmt nicht. Höhere Mengen an Alkohol verlangsamen die Verdauung eher, anstatt sie zu fördern. Möglicherweise verschafft Schnaps kurzzeitig ein angenehmes Gefühl, da er das Völlegefühl betäubt. Der Magen entleert sich durch Alkohol aber langsamer.

Mythos 2

Bier auf Wein, das lass sein – Wein auf Bier, das rate ich dir.

Ein gern gesagter Spruch, wenn man auf Feiern sein Getränk wechselt. Doch inwieweit beeinflussen die Art und Reihenfolge des Konsums bestimmter alkoholischer Getränke den Kater am nächsten Tag? Studien zeigen, dass es egal ist, in welcher Reihenfolge Bier und Wein getrunken wird.

Man vermutet, dass sich der Ursprung des Mythos historisch erklären lässt. Früher konnten sich arme Menschen nur Bier leisten. Wer aber gesellschaftlich aufstieg, konnte sich unter Umständen auch Wein gönnen. Wein auf Bier war also erstrebenswert. Umgekehrt wohl eher nicht.

Mythos 3

Alkohol verdunstet beim Kochen.

Alkohol kocht bei niedrigerer Temperatur als Wasser. Man denkt deshalb, dass Alkohol beim Kochen verdunstet. Das ist jedoch ein Mythos. Experimente widerlegen, dass der gesamte Alkohol verdunstet. Je nach Rezept verbleiben beim Kochen vier bis 85 Prozent Alkohol im Essen. Abhängig von der Kochtemperatur, den Zutaten und dem Kochgefäß.

Mythos 4

Ein Glas Rotwein am Tag ist gut für das Herz.

Der Irrglaube, dass ein Glas Rotwein am Tag gut für das Herz sei, ist weit verbreitet. Wer aus Genuss gelegentlich ein Glas Rotwein trinkt, muss sich zwar keine Sorgen um die Gesundheit machen, etwas Gutes tut man der Gesundheit damit aber nicht. Für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie zum Beispiel Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen erhöht sich das Risiko – selbst bei einem moderaten Alkoholkonsum. Dies gilt nicht für Herzinfarkt.

Mythos 5

Getränke mit geringerem Alkoholgehalt sind weniger schädlich.

Dieser Mythos stimmt nicht. Entscheidend ist die Gesamtmenge des konsumierten Alkohols. Das heißt: Ob man 300 ml Bier, 125 ml Wein oder 40 ml Whisky trinkt, spielt keine Rolle. In allen drei Getränken ist die gleiche Menge Reinalkohol enthalten.

Mythos 6

Alkohol hilft bei Schlafproblemen.

Weil Alkohol müde machen kann, ist der Glaube verbreitet, dass Alkohol bei Schlafproblemen hilft. Doch das stimmt ebenfalls nicht. Wer vor dem Schlafengehen größere Mengen Alkohol trinkt, schläft zwar oft schneller ein, nimmt dem Körper aber die Nachtruhe. Statt im Schlaf Erholung zu finden, ist der Körper damit beschäftigt, den Alkohol abzubauen. Dadurch verkürzen sich die Tiefschlafphasen. Man schläft unruhig und wacht häufig auf.

Mythos 7

Rauschtrinken ist nur bei Jugendlichen verbreitet.

Starker Alkoholkonsum wird manchmal vor allem als Problem von Jugendlichen betrachtet. Doch diese Annahme ist ein Irrtum. Untersuchungen zeigen, dass Rauschtrinken in allen Altersgruppen vorkommt. Laut der österreichischen Gesundheitsbefragung 2019 ist Rauschtrinken bei Personen im Alter von 15 bis 29 Jahren am häufigsten verbreitet (Männer: 36,3 %, Frauen: 24 %). Obwohl die Männer mit zunehmendem Alter weniger „Rauschtrinken“ zeigt sich folgendes: Ein Viertel der 30- bis 44-jährigen und ein Fünftel der 45- bis 59-jährigen Männer haben zumindest einmal im Monat dieses riskante Trinkmuster. Bei den gleichaltrigen Frauen lagen diese Anteile bei 9,6 % bzw. 7,2 %.

Als Rauschtrinken wird ein mindestens einmal im Monat stattfindender Alkoholkonsum bezeichnet, bei dem bei einer Gelegenheit sechs oder mehr alkoholische Getränke konsumiert werden, wie zum Beispiel bei einer Feier, bei einem Essen, abends im Freundeskreis oder allein zu Hause. Ein Getränk entspricht etwa einem Seidel Bier, einem Achtel Wein, zwei kleinen Schnäpsen, einem Cocktail/Longdrink oder einer Flasche Alkopop.

Quellen

Gesundheitsinformation.de, https://www.gesundheitsinformation.de/acht-fakten-ueber-alkohol.html

Österreichische Gesundheitsbefragung 2019, http://www.statistik.at/web_de/services/publikationen/4/index.html?includePage=detailedView&sectionName=Gesundheit&pubId=794

Stiftung Gesundheitswissen, https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/risikofaktor-alkohol/leben-ohne-alkohol#was-ist-an-gaengigen-mythen-ueber-alkohol-dran

Wie es um den Jugendschutz steht

Das Steiermärkische Jugendgesetz sieht in § 28 die Durchführung von Testkäufen vor.

Ziel ist dabei nicht primär die Bestrafung, sondern eine allgemeine Erhebung, ob und wie das Gesetz gelebt wird und welches Bewusstsein die Betriebe diesbezüglich an den Tag legen. Als Betriebe gelten vor allem Gastronomiebetriebe (auch Sportzentren, Schwimmbädern udgl.), Supermärkte, Tankstellen, Imbissstuben, usw.

2014 haben 50% der getesteten Betriebe den Jugendschutz nicht eingehalten. Tendenz besser werdend.

Im 1. „Testkauf-Jahr“ (2014) wurden 1840 Testkäufe getätigt, wobei fast 50% der getesteten Betriebe Alkohol oder Tabakerzeugnisse an unsere TestkäuferInnen verkauft haben; im 2. Jahr (2015) wurden 1528 Testkäufe durchgeführt und es haben nur mehr 42% der getesteten Betriebe an Jugendliche Alkohol und Tabak verkauft. Im 3. Jahr (2016) wurden 463 Testkäufe getätigt, wobei ein weiterer Rückgang auf 38% zu verzeichnen war. Ziel ist natürlich, dass die Tendenz in Richtung „unter 10%“ geht! Im heurigen Jahr sind ca. 2000 Testkäufe geplant!

Um dem Personal die Einhaltung des Jugendschutz- Gesetztes zu erleichtern, wurde in Kooperation mit der Wirtschaftskammer, dem Land Steiermark und der Stadt Graz eine Altersdrehscheibe entwickelt. Damit soll das Berechnen des exakten Alters erleichtert und nachstehende Situationen aus der Praxis vermieden werden:

    • 14-jähriges Mädchen bekam bei einem Getränkehandel eine 1 Liter Flasche Wodka –ohne Ausweiskontrolle.
    • 16-Jähriger bekam um 7.15h in der Früh bei einer Autobahnraststation ein Glas Wodka – ohne Ausweiskontrolle.
    • Oft verlangt das Kassapersonal den Ausweis, überprüft das Alter aber nicht bzw. ist nicht in der Lage das Alter zu errechnen (oft eigenartigste Rechenmodelle).
    • Manchmal wird nur nach dem Alter gefragt und darauf vertraut, dass die Aussage richtig ist.
    • In einigen Fällen war das Personal weder der deutschen Sprache mächtig noch waren die Jugendschutzbest. bekannt.
    • Viele Gewerbetreibende wissen nicht, dass Aperol gebrannter Alkohol und somit erst ab dem vollendeten 18.Lj erlaubt ist.

Der Steirische Aktionsplan Alkoholprävention

Wir haben viel vor

In der Steiermark soll ein verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol etabliert werden. Weniger Alkohol bringt mehr vom Leben – wo zu viel Alkohol Einfluss auf das Leben hat und wie die schönen Momente auch ohne oder mit wenig Alkohol funktionieren können, wird in den Schwerpunkten des Aktionsplan Alkoholprävention beschrieben.

Die sieben Schwerpunkte im Überblick

Schwerpunkt 1: Investitionen in Suchtprävention bei Kindern, Jugendlichen und Familien

In Österreich lebt ein Viertel aller Kinder und Jugendlicher in einem gemeinsamen Haushalt mit einem alkoholabhängigen oder -missbrauchenden Familienmitglied (vgl. Puhm et al. 2008, S37). Alkohol ist im gesellschaftlichen Leben allgegenwärtig und bereits Dreijährige können die bevorzugte Sorte Alkohol der Eltern beim Namen nennen.

Im Jugendalter gehören das Austesten von Grenzen sowie Erfahrungen mit Grenzüberschreitungen zum Entwicklungsprozess dazu.

Kinder und Jugendliche brauchen deshalb glaubwürdige, erwachsene Vorbilder, klare und konsequent eingehaltene Jugendschutzbestimmungen, altersadäquate, sachliche Informationen zum Thema Alkohol und Programme, die einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol fördern.

Der Aktionsplan Alkoholprävention der Steiermark trägt diesem Umstand Rechnung indem Elternfortbildungen, Fort- und Weiterbildungen für Pädagogische Berufe, Jugendarbeit und aufsuchende Familienarbeit sowie Lebenskompetenzprogramme angeboten werden.

Schwerpunkt 2: Investitionen in Betrieblicher Alkoholprävention

Ein riskanter oder abhängiger Konsum bringt soziale und gesundheitliche Belastungen mit sich, die über kurz oder lang zur Beeinträchtigung der Arbeitsleistung und zur Vernachlässigung von Arbeitspflichten führen. Das unmittelbare Unfallrisiko erhöht sich, Fehlzeiten und Krankenstände sind die Folgen.

Wer alkoholisiert arbeitet gefährdet nicht nur sich selbst, sondern belastet auch die Kolleginnen und Kollegen.

Trotzdem wird dieses Thema immer noch tabuisiert. Der praktizierte Umgang reicht von Überreaktion bis Untätigkeit und ist geprägt von Fehlinformationen, Mythen, gut gemeinten Ratschlägen und falsch verstandener Hilfe.

Ziel des Aktionsplan für Alkoholprävention ist den steirischen Betrieben Werkzeuge zur Verfügung zu stellen die Information und Sensibilisierung möglich machen und Hilfsangebote klar aufzeigen.

Schwerpunkt 3: Selbstverpflichtung, Anreize und Schulungen in Gastronomie, Handel und Tankstellen

Branchen, die unmittelbar in die Alkoholwirtschaft miteingebunden sind wie Handel, Gastronomie und Tankstellen, haben einen gesonderten Anspruch im Umgang mit Alkohol.

Der Umgang mit Jugendschutz, mit berauschten KundInnen und die Schwierigkeiten die dieser beinhaltet erfordert ein spezielles Maßnahmenpaket.

Der Aktionsplan Alkoholprävention wird diesen Rahmenbedingungen gerecht und ergänzt den Betriebsschwerpunkt, indem die Bedarfe des alkoholhandelnden Personals erhoben sowie Schulungen für MitarbeiterInnen und Führungskräfte angeboten werden.

Schwerpunkt 4: Aktivierende Maßnahmen in Bezug auf Feste und Feiern

Vereine sind ein Ort der sozialen Begegnung – Alt und Jung, Mann und Frau leisten einen wertvollen Beitrag um kulturelle Werte und Traditionen in der Steiermark aufrecht zu erhalten. Ein funktionierendes Vereinsleben basiert auf Vorbildfunktion und einem wertschätzenden Miteinander.

Diese Vorbildwirkung und dieses Miteinander sollen besonders im Umgang mit Alkohol reflektiert werden und eine präventive und jugendschutzfreundliche Vereinskultur umgesetzt werden. Im Sinne des Aktionsplan Alkoholprävention sollen VeranstalterInnen und Vereine sensibilisiert werden, einen Beitrag zum verantwortungsvollen, genussvollen Umgang mit Alkohol zu leisten und soziale Verantwortung zu übernehmen.

Schwerpunkt 5: Sicherstellen von Kapazitäten für steigenden Beratungs- und Therapiebedarf

Der Aktionsplan Alkoholprävention soll in erster Linie einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol thematisieren. Diese Auseinandersetzung wird die Nachfrage an Beratungs- und Behandlungsangeboten für Betroffene und deren Angehörigen erhöhen.

Im Sinne dessen umfassen die Maßnahmen des Aktionsplan Alkoholprävention ausreichend bedarfsgerechte und regionale Beratungs-, Behandlungs- und Rehabilitationsangebote für Betroffene und deren Angehörige sicherzustellen sowie durch Früherkennung und Kurzinterventionen, Spätfolgen für die betroffene Person selbst, das soziale Umfeld und die gesamte Gesellschaft zu reduzieren.

Schwerpunkt 6: Kommunikationskonzept des Steirischen Aktionsplans Alkoholprävention

Am Stammtisch, beim Wirt des Vertrauens, im familiären Umfeld und Bekanntenkreis wird debattiert. Jetzt ist es Zeit über Alkohol an sich zu reden. Mittels der Kampagne „Weniger Alkohol- Mehr vom Leben“ wird der steirischen Bevölkerung Information und Wissen rund ums Thema Alkohol zur Verfügung gestellt. Fakten werden Mythen gegenübergestellt. Mittels der Aufmerksamkeit für das Thema soll das eigene Trinkverhalten reflektiert und hinterfragt werden.

Die unterschiedlichen Kommunikationsmaßnahmen und –aktivitäten dienen dem verantwortungsvollen und bewussten Umgang mit Alkohol in der Steiermark einerseits und der Steigerung des Bekanntheitsgrades von Hilfsangeboten andererseits.

Schwerpunkt 7: Politische Gesundheitsarbeit 

Die Gesundheit der Bevölkerung kann nur durch gebündelte Anstrengungen in allen Politikfeldern wirksam und nachhaltig gefördert werden.

Die Gestaltung von Rahmenbedingungen durch Politik in Form von Änderungen, Beschränkungen und gesetzlicher Vorgaben sind Teil der Präventionsstrategie.

„Themenbericht Alkohol“

Der Gesundheitsfonds Steiermark veröffentlicht einen Bericht zum Thema Alkohol und Gesundheit. Dies ist der erste wissenschaftliche Bericht in Hinblick auf Alkoholkonsum, der sich ausschließlich auf die Steiermark fokussiert. 

Als datenbasierte Grundlage für die Umsetzung des Aktionsplan Alkoholprävention des Landes Steiermark, gibt der Bericht Einblick in die Motivlagen und Einstellungen zum Alkoholkonsum der Steirerinnen und Steirer, bildet die Versorgungslandschaft ab und weist auf die gesetzlichen Grundlagen und volkswirtschaftlichen Faktoren hin. Das Ergebnis zeigt deutlich: in der Steiermark wird zu viel Alkohol getrunken.

 Hier können  Sie den gesamten Bericht downloaden (PDF, 3.5 MB)

Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick:

  • Männer haben mit 38,8 g reinem Alkohol pro Tag einen wesentlich höheren Wert als Frauen (13,5 g).
  • Damit liegen Männer in der Steiermark beim Alkoholkonsum bereits über der Harmlosigkeitsgrenze für Alkoholkonsum (24 g Reinalkohol pro Tag).
  • Die Folgen sind oft gesundheitliche Schäden und soziale Probleme.
  • Obwohl die SteirerInnen im Durchschnitt sehr viel trinken, stimmen 86,4 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass Aufklärungs- und Informationsmaßnahmen zu Alkohol zentral sein sollten, um alkoholbedingte Probleme zu verringern.

Den Themenbericht Alkohol können Sie hier downloaden  (PDF, 3.5 MB)

Den Tabellenband zum Themenbericht finden Sie hier (PDF, 885 Kb)

Kalorienbombe Alkohol

Mittlerweile ist weitestgehend bekannt, dass alkoholische Getränke versteckte Kalorienbomben sind. Das gilt jedoch nicht nur für Bier. Wir haben die beliebtesten Sommerdrinks unter die Lupe genommen.

An einem lauen Sommerabend gibt es fast nichts Schöneres als sich mit FreundInnen zu treffen, zu grillen und erfrischende Getränke zu genießen. Viele greifen dabei gerne zu Sekt, Radler und anderen alkoholischen Mischgetränken, in der Annahme kalorienarme Alternativen zu Bier gefunden zu haben.

Doch was gibt den Anlass zu glauben, dass andere alkoholische Sommergetränke besser für die schlanke Linie wären? Gemeinsam mit der Ernährungsexpertin Mag. Martina Karla Steiner versuchen wir Licht in die Dunkelheit zu bringen.

Kalorien trinken oder essen?

Alkohol enthält Kalorien, das ist weitgehend bekannt. Weniger bekannt ist, dass Alkohol fast so viel Energie liefert wie Fett, aber sogar mehr(!) als Zucker. In Zahlen ausgedrückt 1 g Fett = 9 kcal, 1 g Alkohol = 7 kcal, 1 g Zucker = 4 kcal.

Zudem wirkt Alkohol noch appetitanregend! Wer sich ein zusätzliches Gläschen zur Mahlzeit gönnt, tut sich und seiner Figur somit nicht den besten Gefallen.

Bierbauch oder Waschbrettbauch

Ein Krügerl Bier zum Mittagessen ist schnell getrunken. Dabei verdoppelt aber Bier gerne einmal die Kalorien einer Mahlzeit. So hat 0,5 Liter Bier gleich viel Kalorien wie ein Teller Gulaschsuppe mit 220 kcal.

Auf vielen Ernährungs-Webseiten ist zu lesen, dass Bier eigentlich nicht dick macht, sondern das Essen, das man dazu isst. Nichtsdestotrotz ist der Nährwert von Bier im Vergleich ziemlich groß. Bereits zwei Krügerl  (0,5l) entsprechen einem Leberkässemmerl.

Auch der Radler, also die Mischung aus Fruchtlimonade und Bier, mit 169 kcal pro 0,5 Liter glänzt nicht mit niedrigen Werten. Wer aber nicht ganz auf den Geschmack von Bier verzichten will, dem steht die alkoholfreie Variante zur Verfügung, die mit 126 kcal pro 0,5 Liter schon um einiges weniger wiegt.

Süßes Prickeln

Wenn es etwas zu feiern gibt, lässt man bekanntlich die Korken knallen. Sekt fließt in Strömen. Leider kann man auch mit diesen Getränken nicht reinen Gewissens anstoßen. So hat 1 Flasche Sekt (750 ml) mit 622 kcal sogar mehr Kalorien als eine ganze Tafel Milchschokolade (100 g) mit durchschnittlich 541 kcal.  1 Glas Sekt kommt im Übrigen auf 83 kcal.

Wer sich das ersparen, aber nicht verzichten möchte, der greift mit nur ca. 25 kcal pro Glas am besten zu alkoholfreiem Sekt. 

Spritzige Trendgetränke 

Wein oder Sekt, zusätzlich noch mit Likör gemischt, sind im Sommer auf jeder Getränkekarte zu finden – meist in der Kategorie „Spritz.“ Erfrischend fruchtig scheint das die perfekte Alternative zu Mischgetränken mit schwerem Alkohol oder Cocktails zu sein. Der Schein trügt allerdings, denn schon drei Gläser davon entsprechen den Kalorien eines Mittagessens.

Mit nur einem Glas Spritz nimmt man um die 210 kcal zu sich.

Ähnlich verhält es sich mit Hugo, der pro Gläschen den selben Kaloriengehalt wie eine ganze Semmel hat, also ca. 130 kcal.

Mit Maß und Ziel

So schwer all diese Getränke von einem lustigen Abend mit FreundInnen  wegzudenken sind: Alkohol schlägt sich nicht nur auf der Waage nieder sondern kann auch erhebliche Folgen für die eigene Gesundheit haben.

Unser Tipp: Zwischendurch einfach mal ein Soda-Zitron bestellen oder eine alkoholfreie Variante wählen und an mindestens zwei Tagen pro Woche keinen Alkohol trinken. Das tut dem ganzen Körper gut. 

Neue Risikogruppe: Jung, erfolgreich, weiblich

Welches Bild hat man im Kopf, wenn man an eine alkoholabhängige Person denkt?   Wahrscheinlich das eines älteren Herren mit roter Nase und glasigem Blick. Aber neben dieser bekannten Risikogruppe versteckt sich eine genauso weit verbreitete. Die Risikogruppe der jungen Frauen.

Die Zahl der Diagnosen „Alkoholabhängigkeit“ in österreichischen Spitälern fällt bei Männern, während sie bei Frauen steigt. Die Fälle in der weiblichen Altersgruppe 18 bis 29 häufen sich in den letzten Jahren. Stark betroffen sind vor allem Akademikerinnen, Frauen auf hohem Bildungsniveau, die erfolgreiche Karrieren führen. Es stellt sich also die Frage, warum diese Entwicklung kaum angesprochen wird und was dahinter steckt.

In den eigenen vier Wänden

Frauen trinken anders. Sie ziehen sich eher in den privaten Bereich zurück anstatt eine Bar aufzusuchen. Das Paradebeispiel ist das Glas Wein nach einem langen Arbeitstag um den Feierabend genießen zu können. Wenn sich dieses Verhalten zur Gewohnheit entwickelt, hat sich die Sucht bereits eingeschlichen. Aus dem einen Achtel werden mit der Zeit mehrere, bis der Geuss zur Gefahr wird…

Kopfsache

Alkohol genießt leider nach wie vor eine große gesellschaftliche Anerkennung. So wird das Bild der beruflich erfolgreichen Kosmopolitin mit starker Vorliebe für Cocktails seit jeher von Film und Fernsehen in unsere Köpfe gepflanzt und dadurch normalisiert. Die Konditionierung lautet: Stress = Zur Flasche greifen. Verschiedene Stressfaktoren können einen Menschen in die Sucht treiben. Der Rauschzustand verspricht vielen dann eine sichere Methode zur Entspannung.

„Mit Alkohol verband sie Stressabbau, sie konnte zur Ruhe kommen und den Kopf abschalten“

schreibt broadly.vice.com in ihrem Artikel über eine Betroffene, die lange alkoholsüchtig war.

Stress und gesellschaftlicher Druck sind oft Auslöser

Dass ein großer Anteil der Risikogruppe Akademikerinnen sind, hat auch mit ihrem Job zu tun. In vielen Firmen ist Alkohol ein fester Bestandteil. Wer nicht mitmacht, ist benachteiligt. Wer verweigert, wird schief angesehen. Leider ist es auch nach wie vor schwer, sich als Frau in einer patriarchalisch geprägten Unternehmenskultur zu behaupten. Im Artikel „ Die betrunkene Frau“ in zeit.de spricht eine Frau offen über dieses Thema und dessen Konsequenzen:

„Ich sage ihr nicht, dass sie sich an ständigen Unterbrechungen, Unsichtbarkeit, Mikroaggression, fehlenden Vorbildern und ihrer eigenen lebenslangen Konditionierung vorbei arbeiten muss. Mein Job bei dieser Veranstaltung ist, meine Firma gut zu präsentieren, also lasse ich ein paar Sachen aus. Vor allem den Fakt, dass ich jeden Abend mindestens eine Flasche Wein trinke, um den Tag von mir zu waschen.“

Böses Erwachen

Viele betroffene Frauen rutschen mit ihrem Trinkverhalten in einen Trott, der lange Zeitvon ihnen als harmlos angesehen wird. Meist braucht es einen Anreiz von außen, beispielsweise vom Partner oder einem Arzt, um zu realisieren, dass der Alkohol bereits Überhand genommen hat. Dann ist es schwierig, mit der Entwöhnung und der langfristigen  Abstinenz  umzugehen. Jede Stresssituation, jedes abendliche Treffen mit Freunden, jeder Gang zum Supermarkt kostet Überwindung, nicht wieder rückfällig zu werden. Das Anvertrauen an den engsten Familien- und Freundeskreis kann dabei helfen.

Problem erkennen und Hilfe annehmen

Es ist wichtig, die Sucht als solche zu erkennen, um sich professionelle Hilfe holen zu können. ÄrztInnen können dann individuell angepasste Therapien bereitstellen, die den Weg in die Abstinenz erleichtern.  Abstinent zu bleiben ist für ehemals Süchtige  oft ihr ganzes Leben lang eine Last und Herausforderung. Deshalb ist es umso wichtiger, dass endlich ein gesellschaftliches Umdenken passiert, damit Alkohol den Stellenwert verliert, den er fälschlicherweise schon so lange Zeit innehält.

Wenn Sie selbst oder jemand, den Sie kennen, zu viel Alkohol trinkt, nehmen Sie sich Hilfe und wenden Sie sich an eine der vielen Beratungsstellen in der Steiermark.

 

 

Alkoholbericht Steiermark: Teil 1 Risikoverhalten

Der Alkoholbericht des Gesundheitsfonds Steiermark bietet aktuelle Informationen zum Alkoholkonsum und dessen Folgen in der Steiermark. Die Daten und Fakten sind wichtig für die Weiterentwicklung der Alkoholprävention und für Angebote für alkoholkranke Menschen in der Steiermark.

Alkoholkonsum der erwachsenen Steirerinnen und Steirer

Rund 52 Prozent der Steirerinnen und Steirer stufen ihren Alkoholkonsum als „gering“ ein. Ein problematischer Alkoholkonsum oder eine Alkoholabhängigkeit wird öfter von Männern und Personen zwischen 35 und 64 Jahren berichtet. Ein problematischer Konsum liegt vor, wenn Alkohol über der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) definierten Gefährdungsgrenze konsumiert wird. Laut dieser liegt die maximale Tagesmenge für Männer bei 24 Gramm Reinalkohol (ca. 0,6 Liter Bier oder 0,3 Liter Wein) und für Frauen bei 16 Gramm Reinalkohol (ca. 0,4 Liter Bier oder 0,2 Liter Wein).

Von 2015 bis 2020 ist der durchschnittliche Alkoholkonsum in der Steiermark insgesamt leicht zurückgegangen, von 26,1 Gramm Reinalkohol am Tag (2015) auf durchschnittlich 25,75 Gramm (2020). Dieser Rückgang ist bei Männern und in der Altersgruppe der 15- bis 34-Jährigen deutlich erkennbar. Bei Frauen und Personen zwischen 35 und 64 Jahren zeigt sich hingegen ein leichter Anstieg des durchschnittlichen Alkoholkonsums. Mit zunehmendem Alter trinken die Steirerinnen und Steirer öfter Alkohol.

Sozioökonomische Unterschiede

Auch sozioökonomische Unterschiede beeinflussen das Trinkverhalten: Ein höherer Bildungsgrad und ein höheres Einkommen sind oft mit einem häufigerem Alkoholkonsum verbunden. Besonders gut ausgebildete Frauen trinken häufiger Alkohol. Die Konsummuster von Männern sind aber wesentlich ungesünder als jene der Frauen. Knapp ein Viertel der Steirer trinkt an mindestens fünf Tagen in der Woche Alkohol und knapp 8 Prozent trinken an fast jedem Tag mindestens sechs alkoholische Getränke. Rund 7 Prozent der Männer in der Steiermark sind alkoholabhängig.

Es gibt aber auch Menschen in der Steiermark, die gar keinen Alkohol trinken. Rund 2 Prozent der Steirer und rund 4 Prozent der Steirerinnen haben noch nie im Leben Alkohol getrunken.

Rund 84 Prozent der Befragten haben schlicht und einfach kein Interesse am Alkoholkonsum. Rund 82 Prozent trinken aus gesundheitlichen Gründen keinen Alkohol.

Auswirkungen des Alkoholkonsums

Rund 7 Prozent der Steirerinnen und Steirer berichten über Probleme, die durch den Alkoholkonsum anderer Personen im selben Haushalt verursacht werden. Mehrheitlich wird der Partner oder die Partnerin genannt. Männer und jüngere Personen (15 bis 34 Jahre) nennen auch häufiger ein Elternteil mit problematischem Trinkverhalten. ­

Das am häufigsten genannte Problem ist, dass man sich um die andere Person aufgrund des Alkoholkonsums Sorgen macht. Eher Frauen sind der Meinung, dass die vorhandenen Probleme ohne Alkohol „wahrscheinlich“ bzw. „sicher nicht“ vorhanden wären.

Vor allem Männer (rund 4 Prozent) und Personen zwischen 15 und 64 Jahren (rund 7 Prozent) berichten, dass sie bereits erlebt haben, dass sich eine andere Person besorgt über ihr Trinkverhalten im letzten Jahr gezeigt hat.

Nur rund 2 Prozent suchen von selbst Rat und Hilfe wegen ihres problematischen Alkoholkonsums. Tendenziell sind dies eher Männer und Personen zwischen 15 und 34 Jahren. Hilfe wird gesucht bei Ärztinnen und Ärzten oder in speziellen Kliniken.