Mehr vom Leben -Netzwerktreffen zum Thema „Alkohol und Sport“

Am 5. Mai 2021 fand zum siebenten Mal das Netzwerktreffen „Weniger Alkohol – Mehr vom Leben“ statt, das sich dieses Mal dem wichtigen Thema „Alkohol und Sport“ widmete. Rund 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Bereichen Sport, Gesundheitsförderung, Public Health, Suchtberatung, Suchtprävention und Jugendschutz nutzten die Gelegenheit, sich über Probleme und Herausforderungen in diesem Spannungsfeld auszutauschen.

In Österreich ist Alkohol im gesellschaftlichen Leben nach wie vor sehr präsent. Zu jedem Anlass gibt es das Angebot, Alkohol zu konsumieren und die Zugangsbarrieren sind äußerst niedrig. Das ist leider auch beim Sport der Fall. Ob bei großen Sportveranstaltungen oder beim Vereinssport: Mit Alkohol feiert man Siege, oder begießt Niederlagen.

Sportveranstaltungen: Sponsorings und Alkohol

In seinem Vortrag ging Jürgen Winter, Geschäftsführer Special Olympics Österreich und Organisator Sport Finals 2021 auf das Thema „Sponsoring und Alkohol“ ein. Als ehemaliger Bürgermeister von Schladming – dem steirischen Veranstaltungsort für den Skirennsport – weiß er, dass man sich dem Thema leider nur schwer entziehen kann. Große Sportveranstaltungen verursachen hohe Kosten und dafür braucht es zahlungskräftige Unterstützer. Und das sind eben oft Spirituosenhersteller oder Brauereien.

Das Problem: Sportveranstaltungen werden von den Menschen mit positiven Emotionen verknüpft. Wenn Sportlerinnen und Sportler Werbung für Alkohol machen und als Teil des sportlichen Lebensstils präsentieren, ist es schwierig, mit sachlichen Informationen über die Risiken von Alkohol dagegenzuhalten. Das gilt vor allem für Jugendliche.

Eine Möglichkeit wäre, ein Werbeverbot auf europäischer Ebene. Ganz so wie es damals bei der Tabakindustrie funktioniert hat (Beispiel Motorsport). Dazu ist allerdings ein Commitment der Politik nötig und hier ist der Weg noch lange, meint Winter. Ein Positivbeispiel, mit diesen Herausforderungen umzugehen, kommt aus dem Behindertensport. Der Verband der Special Olympics hat einen Ehrenkodex und hält bei Veranstaltungen ein striktes Alkoholverbot ein.

Alkohol und Sport – passt das überhaupt zusammen?

Aus ernährungsphysiologischer Sicht beleuchtete anschließend Mag.a Dr.in Sonja Lackner von der Forschungseinheit “Nutrition and Metabolism”, Lehrstuhl für Immunologie und Pathophysiologie des Otto Loewi Forschungszentrums das Thema. In ihrem Vortag räumte sie mit dem Alltagsmythos auf, dass Bier bei der Regeneration unterstützt. Im Gegenteil: Alkohol wirkt sich negativ auf den Energiestoffwechsel, das kardiovaskuläre System und die Psyche aus. Mögliche Folgen sind neben Gewichtszunahme und Leistungsabfall auch eine höhere Unfallgefahr, weil Alkohol zu Angstreduktion und Selbstüberschätzung führt. Da beim Abbau von Alkohol oxidativer Stress entsteht, fördert er auch keineswegs die Regeneration. Vielmehr hat der Körper beim Sport eine doppelte Belastung, da er nicht nur die körperliche Anstrengung, sondern auch den Alkohol verarbeiten muss.

Das Fazit: Sportlerinnen und Sportler –gleich ob aus Breiten- oder Leistungssport –sollten auf den Konsum von Alkohol vor intensiven Belastungen und unmittelbar danach verzichten! LINK zum Vortrag

Mehr vom Leben Netzwerk

Der Fokus im gesamten Netzwerk wird im Mai auf die Dialogwoche Alkohol gelegt, die von 17. bis 23. Mai 2021 mit zahlreichen online Veranstaltungen stattfindet. Die Initiative „Österreichische Dialogwoche Alkohol“ will über Alkohol informieren sowie anregen, über den eigenen Alkoholkonsum nachzudenken und ins Gespräch zu kommen: Wie viel Alkohol trinke ich? Ab wann ist es zu viel? Antworten finden Sie unter: www.dialogwoche-alkohol.at/

Es muss nicht immer Alkohol sein!

Zum Schluss wurde, wie bei jedem Netzwerktreffen, noch eine alkoholfreie Alternative vorgestellt. Passend zu den ersten steirischen Erdbeeren gab es eine leckere Erdbeerbowle. Das Rezept für das Getränkt ist auch im neuen „Mehr vom Leben“-Rezeptheft enthalten, dass im Juni herauskommen wird und eignet sich bestens zum Durstlöschen nach einer sportlichen Betätigung.

Das nächste „Mehr vom Leben“ -Netzwerktreffen wird voraussichtlich am 2. Dezember 2021 stattfinden.

„Mehr vom Leben“ -Netzwerktreffen zum Thema „Alkohol und Zahlen“

Am 16. Dezember 2021 fand zum achten Mal das Netzwerktreffen „Weniger Alkohol – Mehr vom Leben“ als Online-Veranstaltung statt. Das Thema für dieses Netzwerktreffen lautete „Alkohol und Zahlen“. Birgit Gossar-Summer vom Gesundheitsfonds Steiermark und Christa Peinhaupt von der EPIG GmbH – Entwicklungs- und Planungsinstitut für Gesundheit – präsentierten den neuen Gesundheitsbericht für die Steiermark.

Der Gesundheitsbericht für die Steiermark wird alle fünf Jahre erstellt, um den Gesundheitszustand, das Gesundheitsverhalten und die gesundheitsrelevanten Rahmenbedingungen der steirischen Bevölkerung im zeitlichen Verlauf zu beobachten.

Dabei gibt es drei unterschiedliche Kategorien der Gesundheitsberichterstattung, die Birgit Gossar-Summer vom Gesundheitsfonds Steiermark vorstellte.

Neben diesem umfangreichen Basisbericht gibt es zusätzlich Themenberichte, die sich jährlich ein bis zwei speziellen Themen ausführlicher widmen. Unter der Rubrik „Im Blickpunkt“ gibt es auch einen Themenbericht zu Alkohol. Noch mehr ins Detail gehen die Kurzberichte, die sich zwei bis drei Mal im Jahr auf ganz bestimmte gesundheitliche Aspekte fokussieren, zum Beispiel Rückenschmerzen.

Mit einer Fülle an Auswertungen und Analysen stellt er für den Gesundheitsfonds Steiermark eine wichtige Grundlage für die Planung und Umsetzung von zielgruppengerechten Strategien und Programmen dar sowie um den Fortschritt bei den steirischen Gesundheitszielen zu monitoren. Hier wurde in den letzten Jahren einiges erreicht: Die Lebenserwartung der Steirer*innen steigt. Nicht alle jedoch verbringen ihre Lebensjahre bei guter Gesundheit. Viele Steirer*innen sind zu dick, bewegen sich zu wenig und leiden unter psychischen Belastungen und Krankheiten. Hier gilt es im Rahmen der Gesundheitsförderung weiter anzusetzen.

Online-Tour durch den steirischen Gesundheitsbericht

Christa Peinhaupt von der EPIG GmbH – Entwicklungs- und Planungsinstitut für Gesundheit – führte die Teilnehmer*innen anschließend virtuell durch den Gesundheitsbericht und erklärte Funktionen und Aufbau. Neben einer Befragung der steirischen Bevölkerung zu den „Gesundheits-Kernindikatoren für die Steiermark“ (GeKiS) und ausgewählten Indikatoren aus dem Monitoring der Rahmen-Gesundheitsziele (Bundesministerium für Gesundheit 2013b) werden auch viele andere Datenquellen für die Erstellung des Berichts herangezogen, wie zum Beispiel Bevölkerungsstatistiken, Daten aus der Österreichischen Gesundheitsbefragung, der Österreichischen Gesundheitskompetenz-Erhebung, der HBSC-Studie sowie Routinedaten aus dem Gesundheitsbereich wie die Krankenhausentlassungsstatistik. Mehr Infos zur Methodik und Datenquellen finden Sie hier.

Der Gesundheitsbericht 2020 ist erstmals als moderner und interaktiver Online-Bericht erschienen. Neben der Möglichkeit, Daten aktuell zu halten bietet das Online-Format den großen Vorteil, Informationen zu filtern (z. B. nach Regionen, Alter und Geschlecht) und ganz nach dem individuellen Informationsbedürfnis abzufragen.

Entlang der Hauptkategorien:

  • Demografie
  • Gesundheit und Krankheit
  • Gesundheitsziele

sind die Daten nach Themen übersichtlich aufbereitet. Bezüglich der demografischen Entwicklung betonte Peinhaupt, dass die steigende Zahl der Ein-Personen-Haushalte, vor allem im städtischen Bereich, künftig ein wichtiges Thema für die Gesundheitsförderung und -versorgung darstellt.

Alkoholkonsum in der Steiermark

2019 waren 292 Todesfälle von Steirer*innen auf Alkoholkonsum zurückzuführen. 70,9 Prozent dieser Personen starben dabei vor ihrem 65. Geburtstag. Insbesondere diese 207 vorzeitigen Todesfälle wären potenziell durch einen geringeren Alkoholkonsum zu verhindern gewesen.

Zu den alkoholbedingten Todesfällen zählen Strebefälle auf Grund von folgenden Erkrankungen: Alkoholmissbrauch, Alkoholabhängigkeit, Alkoholpsychose, chronische Lebererkrankungen und Alkoholvergiftungen. Nach Diagnosegruppen waren 2019 die meisten der alkoholbedingten Todesfälle, nämlich knapp über 70 Prozent, auf chronische Lebererkrankungen zurückzuführen. Weitere 25 Prozent entfielen auf die Diagnose Alkoholabhängigkeit. Im zeitlichen Verlauf zeigen sich seit 2015 für die gesamte Steiermark keine starken Schwankungen.

Auf den Hinweis eines Teilnehmers, dass die alkoholbedingten Todesfälle in Finnland viel höher sind als beispielsweise in Italien, betonte Peinhaupt, dass es bei der Todesursachenstatistik natürlich immer ein gewisses Under-Reporting gibt. Die Zahlen im Gesundheitsbericht Steiermark stützen sich hier auf die Hauptdiagnosen in der Krankenhausentlassungsstatistik. Je nachdem, wie sensibilisiert ein Land für das Thema Alkohol ist, unterscheidet sich auch die Spezifik bei den Diagnosen, die auf Alkoholmissbrauch zurückzuführen sind.

Beim Thema Alkoholkonsum gaben 8,9 Prozent der befragten Steirer*innen an, an mindestens 5 Tagen pro Woche Alkohol zu konsumieren. Dieser Wert liegt etwas über dem österreichischen Durchschnitt von 8,4 Prozent und auch über dem Wert, der im Rahmen der Österreichischen Gesundheitsbefragung 2014 erhoben wurde. Auffallend sind hier vor allem ältere Männer: 28 Prozent der Männer über 75 Jahre trinken an mindestens 5 Tagen die Woche Alkohol. Die Konsummenge wurde dabei allerdings nicht erhoben. Detaillierte Auswertungen dazu sind im Bericht „Im Blickpunkt – Alkohol und Gesundheit“ aufgeschlüsselt.

Zahlen und die Frage nach den Unschärfen

Unschärfen durch Antworten, die sozial erwünscht sind, Zahlen die zu immer weiteren Fragen führen und nur kleine Schritte und Veränderungen ließen die Teilnehmer*innen am Ende noch angeregt diskutieren.

Am Beispiel „Tabakkonsum“ zeigt sich sehr schön, dass mit Präventionsmaßnahmen und Aufklärung in Verbindung mit politischen Rahmenbedingungen (z. B. Preisgestaltung, Rauchverbote) einiges erreicht werden kann. Die tabakassoziierten Sterbefälle sind über die Jahre deutlich gesunken. Auch die „Kariesprophylaxe“ ist eine Erfolgsgeschichte.

Im Sinne der „Public Advocacy“ gelte es weiterhin gesellschaftsrelevante Themen im Sinne der gesundheitlichen Interessen der Steirer*innen aufzugreifen und zu bearbeiten. Zahlen, wie sie der Gesundheitsbericht für die Steiermark liefert, leisten in jedem Fall einen Beitrag dazu, dass sich auf gesellschaftlicher Ebene etwas ändert.

Mehr vom Leben Netzwerk-News

Initiative Weniger Alkohol – Mehr vom Leben

Im Jänner 2022 wird der „Dry January“, eine erfolgreiche Gesundheitskampagne aus Großbritannien, in die Steiermark geholt. Unter dem Titel „Dry January – die Steiermark bleibt trocken“ ruft die Initiative „Weniger Alkohol – Mehr vom Leben“ zu Neujahr gemeinsam mit dem Land Steiermark zu einem alkoholfreien Monat auf. Mit vielen Tipps und motivierenden Infos sowie dem Austausch untereinander soll es den Steirer*innen so leicht wie möglich gemacht werden, den ganzen Jänner auf Alkohol zu verzichten. Die Kampagne wird in Kürze auf der MvL-Website und den Social Media Kanälen Facebook und Instagram gestartet. Ein Gewinnspiel sorgt für zusätzliche Anreize.

Caritas Steiermark

Am 21. und 22. März 2022 finden die Studientage Komplexe Suchtarbeit „Risiko (Er)leben“ statt. Infos und Anmeldung finden Sie hier. „Early Bird“-Tickets gibt es bis Ende Dezember.

Styria vitalis

Das Interventionsprogramm feel-ok.at bietet für Jugendliche ein neues Modul zum Thema Alkohol an: „Alkohol im Überblick“

Steirische Gesellschaft für Suchtfragen, b.a.s. [betrifft abhängigkeit und sucht]

Die neue, inhaltlich reduzierte Website soll die Menschen dazu animieren, direkt Kontakt für eine Beratung aufzunehmen.

VIVID – Fachstelle für Suchtprävention

Auch VIVID hat die Website überarbeitet. Das moderne Design ermöglicht es individuell nach Zielgruppen und Themen zu filtern.

Links und Infos

Gesundheitsbericht Steiermark 2020

Im Blickpunkt Alkohol, 2017

Suchtbericht Steiermark 2021

Rezepte alkoholfreie Cocktails

Das nächste „Mehr vom Leben“ -Netzwerktreffen wird im Frühjahr 2022 stattfinden.

„Mehr vom Leben“ – Netzwerktreffen zum Thema „Alkohol und Alter“

Am 5. Mai 2022 fand das Netzwerktreffen „Weniger Alkohol – Mehr vom Leben“ statt. Es widmete sich dem wichtigen, aber oft unterbeleuchteten Thema „Alkohol und Alter“. Wolfgang Zeyringer von VIVID – Fachstelle für Suchtprävention präsentierte den Schwerpunkt „Alkohol-Prävention im Alter“, und berichtete über Erfahrungen und Lessons learned.

Das Alter bringt viele Veränderungen mit sich, einige sind nicht immer einfach zu bewältigen. Schicksalsschläge durch den Tod oder die Erkrankung von nahen Angehörigen und Freunden, weniger soziale Kontakte und auch eigene gesundheitliche Einschränkungen können sehr belastend sein. Manche Menschen entwickeln deshalb im fortgeschrittenen Lebensalter einen problematischen Umgang mit Alkohol.

Konsum und Sucht im Alter

Das Trinkverhalten ändert sich mit fortschreitendem Alter. Auf Grund der Tatsache, dass Alkohol vom Körper schlechter vertragen wird, trinken ältere Menschen weniger exzessiv. Eher kommt es zum so genannten „Pegeltrinken“, das heißt, Alkohol wird über den Tag verteilt und oft allein zu Hause getrunken.

Laut dem Steirischen Gesundheitsbericht 2020 wird der Konsum von Alkohol ab 45 Jahren regelmäßiger. Über 15 Prozent der 65 bis 74-Jährigen trinken an mindestens fünf Tagen in der Woche Alkohol. Männer deutlich mehr als Frauen.

Ein problematischer Konsum oder eine Alkohol-Abhängigkeit wird bei älteren Menschen häufig nicht oder erst sehr spät bemerkt. Gründe dafür sind zum Beispiel Scham gegenüber sich selbst und anderen einzugestehen, dass man suchtkrank ist. Durch weniger soziale Kontakte fallen ältere Menschen seltener durch ihren Konsum und dessen Folgen auf als jüngere. Manche Symptome erscheinen wie typische Begleiterscheinungen des Alters (zum Beispiel Entzugssymptome wie Zittern der Hände oder Schlafstörungen, Stürze) oder werden als Symptome einer Depression oder Demenz (zum Beispiel Antriebslosigkeit und Stimmungsschwankungen) fehlinterpretiert. Deswegen ist eine gründliche medizinische Diagnose durch eine Ärztin oder einen Arzt hier sehr wichtig.

Mögliche Konsequenzen einer Sucht im Alter

Weil sich der Abbau von Alkohol durch den Körper im Alter verlangsamt, ist die Wirkung stärker und es kommt schneller zu körperlichen Schädigungen. Auch die Einnahme von Medikamenten nimmt mit steigendem Lebensalter zu. Es müssen oft mehrere Medikamente eingenommen werden (=Poly-Medikation).
Durch den verlangsamten Stoffwechsel bleiben die Medikamente länger im Körper. In Kombination mit Alkohol kann es zu unerwünschten Wirkungen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen kommen. Die Belastungen für Organe, wie zum Beispiel die Leber, steigen.

„Ein problematischer Konsum oder eine Alkohol-Abhängigkeit wird bei älteren Menschen häufig nicht oder erst sehr spät bemerkt.“

Wolfgang Zeyringer, VIVID – Fachstelle für Suchtprävention

Ansätze der Prävention: Lebenskompetenz fördern

Das Älterwerden stellt Menschen vor viele Veränderungen und Herausforderungen, zum Beispiel die Pensionierung, körperliche und kognitive Veränderungen, Krankheiten, verminderte Lebenserwartung und der Verlust wichtiger Menschen. Jeder Mensch geht mit solchen lebensverändernden Situationen anders um und reagiert unterschiedlich. Man spricht in diesem Zusammenhang von Risikofaktoren und Schutzfaktoren.

Risikofaktoren sind jene Faktoren, welche die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer „Störung“ erhöhen. Zum Beispiel: Zunahme von körperlichen Beschwerden und Erkrankungen, Pensions-Eintritt, Altersarmut, Belastung durch die Pflege von Angehörigen, soziale Isolation und Einsamkeit, Verlusterfahrungen, Aufnahme in ein Pflegeheim.

Schutzfaktoren sind jene Faktoren, welche die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer „Störung“ vermindern. Zum Beispiel: Lebenserfahrung, erprobte Bewältigungs-Strategien, Spiritualität und Glaube, sinnstiftende Alltagsgestaltung (zum Beispiel Hobbies, Kurse, etc.), finanzielle Absicherung, ein stabiles und unterstützendes soziales Netzwerk sowie der Zugang zu Unterstützungs-Angeboten.

Das Wechselspiel zwischen Risiko- und Schutzfaktoren gibt Aufschluss darüber, inwieweit jemand gefährdet ist, eine Alkohol-Abhängigkeit zu entwickeln.

Lebenskompetenzen gehen mit fortschreitendem Alter nach und nach verloren. Deswegen ist vor allem die Förderung der Lebenskompetenz im Alter wichtig. Es gilt Kompetenzen zu fördern, die folgendes ermöglichen:
• Lernen
• Persönliches Wachstum
• Treffen von Entscheidungen
• Aufbau und Erhalt von sozialen Beziehungen

So werden die inneren Ressourcen der Menschen gestärkt und positive Altersbilder aufgebaut.

Spannungsfeld Autonomie und Fürsorge

Das Thema Alkohol und Alter ist natürlich stark emotional besetzt und berührt Fragen der Ethik und der Autonomie des Menschen, also das Recht, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Deswegen sollte man immer und durchaus kritisch hinterfragen, was man für wen und wie tut. Die Entscheidung, ab wann man eingreifen soll, ist oft nicht einfach. Allerdings haben abhängige Menschen, wo die Gefahr einer Selbst- und Fremdgefährdung vorliegt, ein Recht auf Fürsorge und Behandlung.

Vgl. Körkel 2001

Für Interventionen gilt, realistische Erwartungen und Ziele zu setzen:

• Veränderungen nicht schon nach einem ersten Gespräch erwarten.
• Weiter Kontakt halten und Entwicklung beobachten.
• Reduktion des Konsums oder Schadensminimierung statt Abstinenz als Ziel verfolgen.
• Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit respektieren.

(Zwischen-)Fazit und Lessons learned

Wichtige Learnings für die Zielgruppe der Senior*innen von VIVID sind:

  • Oft schwierige Rahmenbedingungen für Organisation von Präsenz-Veranstaltungen, vor allem die Pandemie erschwerte die Erreichbarkeit von älteren Menschen.
  • Es ist wichtig, positiv besetzte Themen, wie zum Beispiel Lebensqualität in den Fokus zu stellen.
  • Die Motivation für die Teilnahme ist sehr heterogen.
  • Man ist immer Lehrender und Lernender.

Sucht im Alter ist in Österreich ein noch wenig etabliertes Thema für die Prävention und sollte stärker in den Scheinwerfer der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt werden. Ein Symposium wäre hier sinnvoll, um über das Thema in seiner Breite zu informieren und Stakeholder ins Boot zu holen.

Angebote VIVID im Rahmen von „Mehr vom Leben“

Zum Thema Alkohol-Prävention im Alter bietet VIVID verschiedene Maßnahmen für Menschen ab 60 Jahren aber auch für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, wie Bezugspersonen und Personen beziehungsweise Einrichtungen in der Beratung, Betreuung und Pflege an. Inhalte und Ziele sind die Sensibilisierung für die gesundheitlichen Risiken und Folgen von Alkoholkonsum im Alter sowie die Steigerung der Handlungs-Kompetenz und Sicherheit im Umgang mit den Themen Sucht und Alkohol im eigenen (Arbeits-)Umfeld.

Weitere Infos unter:
https://www.vivid.at/angebot/alkoholpraevention-im-alter/

Mehr vom Leben Netzwerk-News

Initiative „Weniger Alkohol – Mehr vom Leben“, Gesundheitsfonds Steiermark

Förderung „Mehr vom Leben für Betriebe“
Mit bis zu max. € 6.000.- fördert der Gesundheitsfonds Steiermark in Kooperation mit der Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer Steiermark sowie der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) Unternehmen in der Steiermark bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Alkohol-Prävention im Betrieb. Förderansuchen können bis spätestens 01.12.2022 eingereicht werden.

Förderung für steirische Sportvereine
Die Initiative „Weniger Alkohol – Mehr vom Leben“ fördert einen verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol mit bis zu max. € 700,-. Sportvereine in der Steiermark können sich bis zum 31. Juli 2022 für die Förderung bewerben.

Neue Rubrik „Andere Länder, andere Sitten“
In unserer Rubrik „Andere Länder, andere Sitten“ blicken wir über den Tellerrand und fragen Menschen aus anderen Ländern bzw. Kulturen, wie dort mit Alkohol umgegangen wird. Die Reise geht weiter in Amerika – dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

„Gesund informiert“ – Der Podcast, der Gesundheit verständlich macht.
Es ist schwer genug, Entscheidungen zu treffen. Noch mehr, wenn es um die eigene Gesundheit geht. Umso wichtiger ist es, gut informiert zu sein. Bianca Heppner und Anja Mandl vom Gesundheitsfonds Steiermark versorgen Sie mit Fakten zum Thema Gesundheit. Jeden zweiten Freitag erscheint eine neue Folge, in der Expertinnen und Experten Tipps teilen. Unabhängig, werbefrei und kostenlos


VIVID – Fachstelle für Suchtprävention

Tagung Umwelt & Tabak zum Welt-Nichtrauchertag am 30. Mai 2022:
„Vom Anbau bis zum Abfall: Was Rauchen mit der Umwelt macht“
Montag, 30. Mai 2022, 14:00 bis 17:00 Uhr
Online-Event (Zoom)


Institut für Gesundheitsförderung und Prävention (IfGP)

Fortbildungsreihe Beratung und Entwöhnung bei Tabak-Abhängigkeit
In sechs Modulen werden niederschwellige Beratungstechniken und konkrete Entwöhnungs-Methoden bei Tabak-Abhängigkeit vermittelt. Jedes Modul kann unabhängig voneinander besucht werden. Damit ist es den Teilnehmenden möglich, entsprechend ihres Bedarfs die passenden Bausteine zu wählen.

Wie immer freuen wir uns, wenn Sie unsere Angebote und Information in Ihrem Umfeld weitergeben!

Das nächste „Mehr vom Leben“ -Netzwerktreffen zum Thema „Alkohol und Kinder“ wird im Dezember 2022 stattfinden.

Alkoholfreie Alternativen: Rezept-Tipp

Ein Rezept aus der Kräuterküche – passend zur Jahreszeit:

Fotocredit: Gesundheitsfonds Steiermark

Zutaten:
• Ca. 200g Löwenzahnblüten (Blütenkelche entfernen)
• 750 ml Wasser
• 500g Zucker
• 1 Bio-Zitrone gewaschen

Zubereitung: Wasser und Zucker mit den Zitronenscheiben aufkochen und ca. 10 Minuten kochen lassen. Von der Herdplatte nehmen und die Löwenzahnblüten unterrühren und mindestens 24 Stunden ziehen lassen. Die Blüten abseihen, die Flüssigkeit noch einmal aufkochen, bis sie eine sirupartige Konsistenz annimmt. Heiß in Flaschen füllen.

Wir empfehlen: Einen Schuss Sirup mit gekühltem und prickelndem Mineralwasser aufspritzen. Eine Zitronenscheibe und Eiswürfel dazugeben und mit einem Zweig Rosmarin servieren.

Genießen Sie das super erfrischende Getränk an heißen Sommertagen!

„Mehr vom Leben“ – Netzwerktreffen zum Thema „Alkohol als Selbstmedikation“

Am 7. Dezember 2022 fand bereits zum zehnten Mal das Netzwerktreffen „Weniger Alkohol – Mehr vom Leben“ statt. Das wichtige Thema „Alkohol als Selbstmedikation“ stand dieses Mal im Fokus. Rund 18 Personen aus den Bereichen wie z.B. Suchtberatung und -therapie, Suchtprävention, Krisenprävention sowie Betroffene nahmen an der Online-Veranstaltung teil und nutzten die Gelegenheit sich auszutauschen. Dr. Stefan Sinz, ärztlicher Leiter der Suchtberatung Obersteiermark und Facharzt für Psychiatrie und Arzt für Allgemeinmedizin, beleuchtete das Thema aus medizinischer Sicht.

Nach einem anstrengenden Arbeitstag oder bei psychischen und körperlichen Problemen greifen manche Menschen gerne zu einem Glas Alkohol. Die Wirkung des Alkohols soll Stress lindern und helfen, Probleme zu vergessen bzw. Beschwerden zu lindern. Das heißt, man verordnet sich selbst ein Glas Alkohol, damit sich der psychische und/oder körperliche Zustand „verbessert“. Alkohol als Medikament zu nutzen, erhöht das Risiko eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln oder das Grundleiden zu verschlimmern.

Alkohol als Medikament

Sport, gute Gespräche, Musik, Entspannungsübungen, Bücher lesen und Naturerlebnisse – es gibt verschiedene Methoden, um Stress abzubauen. Wenn Menschen verschiedene Möglichkeiten zur Stressbewältigung kennen und anwenden, entwickelt sich eher kein Suchtverhalten. „Wenn jedoch alternative Methoden zum Stressabbau verloren gehen und nur mehr der Alkohol als vermeintlicher ‚Problemlöser‘ übrig bleibt, besteht ein erhöhtes Risiko einer Suchtentwicklung. Alkohol wird als Selbstmedikation angewandt, um Stress abzubauen und Probleme zu vergessen“, sagt Dr. Sinz.

Psychische Krankheiten und Alkoholabhängigkeit

In seinem Vortrag erklärte Dr. Stefan Sinz, dass es wichtig ist bei einer Suchttherapie zwischen Menschen mit einer Suchterkrankung und Menschen mit einer Suchterkrankung und einer zu Grunde liegenden psychischen Erkrankung zu unterscheiden. Der Blick auf den Menschen als Ganzes und Offenheit in der Arzt*Ärztin-Patient*innen-Kommunikation sind hier wesentlich. Psychisch erkrankte Personen haben ein erhöhtes Risiko für eine Alkoholabhängigkeit. Beispielsweise hat ein Drittel der Menschen mit Schizophrenie eine Alkoholabhängigkeit. Eine mögliche Erklärung ist die Selbstmedikation.  

„Wenn alternative Methoden zum Stressabbau verloren gehen und nur mehr der Alkohol als vermeintlicher ‚Problemlöser‘ übrig bleibt, besteht ein erhöhtes Risiko einer Suchtentwicklung.“

Dr. Stefan Sinz, ärztlicher Leiter der Suchtberatung Obersteiermark
und Facharzt für Psychiatrie und Arzt für Allgemeinmedizin

Unterstützung bei Alkohol als Selbstmedikation

Die Unterstützung von Expertinnen und Experten ist bei einer Alkoholerkrankung wichtig. Falls die Betroffenen selbst keine Beratungsstellen aufsuchen möchten, sollten die Angehörigen den ersten Schritt wagen. Dort erhalten sie Tipps für den Umgang mit alkoholkranken Menschen sowie psychologische Hilfe. Dr. Stefan Sinz betonte, dass niederschwellige und vielfältige Angebote benötigt werden. Es können auch telefonische Beratungen sowie Onlineberatungen anonym in Anspruch genommen werden. Bei der Ausbildung von Suchtexpertinnen –und experten ist es wichtig die Erfahrungen von Betroffenen miteinzubeziehen.

Mehr vom Leben Netzwerk-News

Initiative „Weniger Alkohol – Mehr vom Leben“, Gesundheitsfonds Steiermark

Alkoholbericht Steiermark
Der aktuelle Alkoholbericht des Gesundheitsfonds Steiermark bietet Informationen zum Alkoholkonsum und dessen Folgen in der Steiermark. Die Daten und Fakten sind wichtig für die Weiterentwicklung der Alkoholprävention und Hilfsangebote für alkoholkranke Menschen in der Steiermark. Hier geht es zum Blogbeitrag: https://bit.ly/3gkmmxg

Dry January
Auf den Social Media Kanälen von „Weniger Alkohol – Mehr vom Leben“ findet im Jänner 2023 wieder der „Dry January“ statt. Unter dem Motto „Die Steiermark bleibt trocken“ wollen wir einen Monat lang mit Fakten und Tipps zum Verzicht auf Alkohol motivieren. Denn dem Körper einen Neustart zu gönnen, bringt viele Vorteile für Körper, Geist und Seele. Der Höhepunkt des „Dry January“ ist die Verkostung von alkoholfreien Getränken für Gastronominnen und Gastronomen und Sommeliers. Mehr dazu kann in unserem Blogbeitrag nachgelesen werden.


VIVID – Fachstelle für Suchtprävention

Dialogwoche Alkohol
Bereits zum vierten Mal findet von 8. bis 14. Mai 2023 die Dialogwoche Alkohol unter dem Motto „Wie viel ist zu viel?“ österreichweit statt. Die Initiative will über Alkohol informieren und freut sich über Ihre Unterstützung, Initiativen und Teilnahme. Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.dialogwoche-alkohol.at/

Alkoholfreie Alternative: Hot Toddy

Wärmender Teegenuss für kalte Tage. Honig, Zitronensaft und Gewürze sorgen für den typisch weihnachtlichen Geschmack und machen den Hot Toddy zur perfekten Alternative zum Glühwein.

Zutaten:
Für 2 Personen/ Tassen:
½ l heißer Schwarztee
2 TL Honig
2 TL Zitronensaft
1 TL-Spitze Zimt
1 TL-Spitze Nelken
1 TL-Spitze Muskatnuss gerieben
Zitronenscheibe

Zubereitung:
Gewürze, Honig und Zitronensaft in einer vorgewärmten Tasse oder Teekanne vermischen. Heißen Schwarztee dazugeben. Gut umrühren und 5-8 Minuten ziehen lassen. Mit Zitronenscheibe garnieren. Hier finden Sie weitere winterliche Rezepte: https://www.mehr-vom-leben.jetzt/rezepte/

Fotocredit: Carina und Lisa Portenschlager